Fakenews in die Welt setzen

Von | 13. Mai 2019
Im Artikel der NZZ vom Samstag, 11.5.2019 wird Anhang von H2O schön aufgezeigt, wie manipulatierbar wir sind. Dies überträgt der Journalist auf die Diskussion um G5.
Prädikat: lesenswert!
Die Querfront gegen den Fortschritt

Die Substanz ist farb- und geruchlos. Das macht sie umso bedrohlicher. In gasförmigem Zustand kann die Chemikalie zu schweren Verbrennungen führen. Dutzende Menschen fallen in der Schweiz jährlich Dihydrogenmonoxid (DHMO) zum Opfer, weil sie eine zu grosse Dosis davon einatmen. Trotzdem bleibt die Politik untätig. Dass nahezu alle Lebensmittel und Kosmetikartikel DHMO enthalten, ist der breiten Bevölkerung gar nicht bewusst. Ein grosses Interesse an diesem Unwissen hat die Wirtschaft: Denn DHMO ist nicht nur ein unschlagbar günstiges Lösungsmittel. Nein, es spielt auch bei der Kühlung von Atomreaktoren eine zentrale Rolle. Kein Wunder, dass ein Verbot der Substanz kein Thema ist.

Und das ist gut so. Denn wer im Chemieunterricht aufgepasst hat, dürfte es bereits geahnt haben: Dihydrogenmonoxid ist nichts anderes als die chemische Verbindung H2O, also Wasser. Erfunden wurde die Jux-Bezeichnung Dihydrogenmonoxid 1989 von kalifornischen Studenten, die auf ihrem Campus mit Flugblättern ironisch vor den Gefahren des Wassers warnten. Sie wollten mit ihrer Aktion demonstrieren, wie leicht sich Menschen von einseitigen und alarmistischen – wenngleich inhaltlich korrekten – Informationen in die Irre führen lassen. Ein Filmteam bewies 2012, dass nicht nur amerikanische Jugendliche empfänglich für solche Manipulationen sind. Auch in Deutschland setzten zahlreiche Passanten ihre Unterschrift unter eine Petition, die ein Verbot von Dihydrogenmonoxid forderte.

Gefährliche Minderheiten

Alles ungebildete menschliche Schafe oder Esoteriker? Wohl kaum. Eher steckt dahinter der sogenannte Framing-Effekt. Psychologen haben in zahlreichen Experimenten nachgewiesen, dass die Menschen weit weniger rational sind, als sie es gerne von sich behaupten. Ob wir einer Aussage zustimmen oder diese ablehnen, hängt – bei identischem Inhalt – stark von ihrer Formulierung ab. Diese Tatsache machen sich etwa Umfrageinstitute zunutze, die mit Suggestivfragen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das Resultat wie vom Auftraggeber gewünscht ausfällt. 

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